Soft Skills – also Fähigkeiten, Stärken und Talente, die sozialer, methodischer und persönlicher Natur sein können – sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt und entscheiden nicht selten darüber, ob ein Bewerber einen Job bekommt oder nicht. In unserer Artikel-Serie im Januar wollen wir uns deswegen eingehender mit der Thematik befassen und Ihnen vier wichtige Soft Skills vorstellen, die häufig (zu) wenig Beachtung finden. Nach der Schlagfertigkeit und der Kritikfähigkeit ist heute die Disziplin an der Reihe. Den Abschluss in der nächsten Woche bildet schließlich die Frustrationstoleranz.

 

Disziplin – Was ist das?

Laut Duden ist Disziplin „das Beherrschen des eigenen Willens, der eigenen Gefühle und Neigungen, um etwas zu erreichen“. Ein disziplinierter Mensch ist also in der Lage, persönliche Neigungen, Impulse und Reflexe hinten anzustellen und sich stattdessen gewissen Regeln und Vorschriften zu beugen – und zwar über einen (sehr) langen Zeitraum hinweg.

Der große, übergeordnete Antrieb von Disziplin ist es immer, ein gewisses Ziel – beispielsweise eine bessere Position im Unternehmen oder eine eigene Firma zu gründen – zu erreichen. Es gibt also keine Disziplin um ihrer selbst Willen, sondern nur aus einer ganz konkreten Motivation heraus.

Diese ist von besonderer Wichtigkeit – denn ohne ein Ziel oder eine Belohnung vor Augen würde es wohl nur den wenigsten Menschen gelingen, langfristig diszipliniert zu sein.

Gut zu wissen: Disziplin als typisch „preußischer Tugend“ hängt im Übrige nach wie vor ein sehr steifes und fast schon militärisches Image an, das der Soft Skill heute kaum noch gerecht wird. Disziplinierte Menschen sind nicht zwangsläufig verbissene Karriereleute, die sprichwörtlich über Leichen gehen. Mittlerweile ist Disziplin untrennbar mit anderen Attributen wie Leidenschaft, Freude am Arbeiten und Selbstverwirklichung verbunden und hat dadurch einen völlig neuen (modernen) Anstrich erhalten.

 

Warum ist Disziplin im Beruf so wichtig?

Wer etwas in seinem (beruflichen) Leben erreichen möchte, der muss jede Menge Glück haben, zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein oder schlicht und ergreifend diszipliniert sein. Es wird wohl kaum jemanden geben, der dieser Aussage widerspricht.

Disziplin ist in Kombination mit Können, Fleiß und Flexibilität die Grundlage beruflichen Erfolges und als solche nahezu unverzichtbar. Natürlich gibt es auch faule, nachlässige oder nicht besonders konsequente Menschen, die Karriere machen – doch diese brauchen in der Regel sehr viel mehr Zeit dafür oder haben eine Extraportion des oben bereits erwähnten Glücks.

Gut zu wissen: Psychologen an der Universität von Pennsylvania gehen sogar soweit, zu sagen, dass Disziplin wichtiger als Intelligenz ist, wenn man beruflich vorankommen möchte. Zu diesem Ergebnis kamen sie durch entsprechende Untersuchungen.

Im beruflichen Kontext ist Disziplin so wichtig, weil Sie:

 

Exkurs: Wann Disziplin zur Gefahr wird

Ob ein Mensch diszipliniert ist oder nicht, können auch Laien verhältnismäßig schnell und ohne große Menschenkenntnis erkennen. Das wiederum führt dazu, dass Ihre Disziplin selten lang „geheim“ bleibt – und im schlimmsten Fall ausgenutzt wird. Andere, weniger disziplinierte Menschen neigen nämlich gern dazu, ihre eigene Unlust durch die Motivation anderer zu kompensieren.

Indem Sie beispielsweise Aufgaben und Verantwortung auf disziplinierte Menschen „abwälzen“ (beispielsweise mit den Worten „Du kannst das doch viel besser als ich.“), machen sie sich nicht nur das eigene Leben leichter, sondern auch das der Disziplinierten wesentlich schwerer.

Denn obwohl der gesunde Menschenverstand vielleicht „Nein“ zu all der zusätzlichen Arbeit sagt, verhindert es die Disziplin, die Aufgaben wieder abzugeben. Das Resultat sind akute Überanstrengung und Dauerstress, die im schlimmsten Fall in körperlichen und psychischen Erkrankungen enden können.

 

Wie werde ich disziplinierter?

Kann man Disziplin lernen? Wie im Fall nahezu aller Soft Skills lautet die Antwort auch hier: Ja, auf jeden Fall – wenn Sie es wollen und bereit sind, Zeit und Energie in diesen Prozess zu investieren. Die folgenden Maßnahmen helfen Ihnen dabei, disziplinierter zu werden.

 

#1 Definieren Sie ein klares Ziel

Wie weiter oben bereits erwähnt, sind Ziele eine wichtige Voraussetzung für Disziplin. Denn nur, wenn Sie wissen, wofür genau Sie sich so sehr anstrengen, werden Sie auch die entsprechende Notwendigkeit für Ihr diszipliniertes Verhalten erkennen.

Oder ganz einfach: Ziele sind der Antrieb, den Sie brauchen, um dauerhaft diszipliniert zu sein.

Wichtig ist hierbei: Definieren Sie Ihr Ziel so klar und präzise wie möglich. Nehmen Sie sich also nicht bloß vor, „eine bessere Stelle im Unternehmen zu bekommen“, sondern werden Sie konkret, indem Sie sagen: „In zwei Jahren möchte ich den Posten des Abteilungsleiters haben“.

Es mag am Anfang etwas Überwindung kosten, seine persönlichen Wünsche so „knallhart“ auszusprechen. Doch ist Ihnen das erst einmal gelungen, werden Sie augenblicklich merken, wie Ihre Disziplin steigt.

Gut zu wissen: Ziele müssen immer realistisch sein. Sobald Sie die Grenzen Ihrer Möglichkeiten überschreiten, wird es schwer, dauerhaft diszipliniert zu bleiben.

 

#2 Fokussieren Sie sich

Ein klares Ziel vor Augen zu haben, bedeutet nicht zwangsläufig, dass Sie zu jeder Zeit konseuqent auf dieses hinarbeiten. Ganz im Gegenteil: Oftmals verlieren wir im Eifer des Gefechts den Fokus auf das Wesentliche oder vergessen sogar komplett, worauf es im Moment wirklich ankommt. In diesen Situationen fällt es besonders schwer, diszipliniert an seinen Träumen zu arbeiten.

Um der Gefahr, den eigenen Fokus zu verlieren, von Anfang an zu entgehen, hilft es, Prioritäten zu setzen und einen „Fahrplan“ zu entwickeln.

 

#3 Slice the elephant

Diese Methode für fokussiertes und produktives Arbeiten ist eine unserer liebsten und wurde deswegen schon in zahlreichen Blogbeiträgen erwähnt. Auch im Zusammenhang mit Disziplin ist sie von großer Bedeutung, denn: Wenn wir eine große Aufgabe erst einmal in viele kleine zerlegt haben, wirkt der „Elefant“ gleich weit weniger bedrohlich und lässt sich viel leichter bezwingen.

Der größte Feind der Disziplin ist Überforderung. Sobald wir von unseren Aufgaben überfordert sind und das Gefühl haben, den Berg niemals besteigen zu können, ist das der Todesstoß für eine disziplinierte Arbeitsweise. Viel besser: Teilen Sie den Weg hin zu Ihrem Ziel so auf, dass die Überforderung schwindet und Platz macht für eine strukturierte und produktive Herangehensweise. Damit wären wir wieder bei dem bereits erwähnten Fahrplan und den Prioritäten.

 

#4 Legen Sie Zeitpunkte fest

Sicher kennen Sie das sprichwörtliche Licht am Ende des Tunnels – diesen einen Moment, wenn klar wird: Das Ziel ist in Sicht, es ist zum Greifen nahe und ich habe es bald geschafft!

Jeder, der schon mal eine große Aufgabe erledigt oder ein scheinbar weit entferntes Ziel erreicht hat, weiß, wie wichtig dieses „Licht“ aus psychologischer Sicht ist. Wie sehr es motiviert und ermutigt, kurz vor dem Ende noch einmal alles zu geben.

Im Hinblick auf Ihre disziplinierte Arbeitsweise sind die „Lichter am Ende des Tunnels“ Zeitpunkte, die Ihnen anzeigen, bis wann Sie einen bestimmten To-do erledigt haben wollen. Auch wenn Deadlines in vielen Fällen zusätzlichen Druck erzeugen, können Sie genauso gut zu Bestleistungen anspornen. Machen Sie sich diesen Umstand zu nutze, wenn Sie an Ihrer Disziplin feilen wollen.

 

#5 Finden Sie Ihr Tempo

Disziplin bedeutet nicht, als erster das Ziel zu erreichen, sondern (vielleicht sogar als einziger) die Ziellinie zu überschreiten. Es geht hierbei also keinesfalls um Schnelligkeit und neue Rekorde („der jüngste Abteilungsleiter der Firmengeschichte“ oder ähnliches).

Viel wichtiger ist es, Ihr ganz eigenes Tempo zu finden, mit dem Sie sich wohlfühlen und das Sie auch dauerhaft halten können. Diszipliniertes Arbeiten kann gut mit einem Marathonlauf verglichen werden. Auch hier geht es nicht (zwangsläufig) darum, neue Bestzeiten hinzulegen, sondern seine Energie so aufzuteilen, dass man die lange Strecke gut meistern kann.

 

#6 Suchen Sie sich Vorbilder (online und offline)

Es ist immer problematisch, sich mit anderen Menschen und deren Leistungen zu vergleichen – schlichtweg, weil Sie am Ende fast immer frustriert sein werden. In anderen ein Vorbild zu sehen, das man für seine oder ihre Fähigkeiten und Leistungen bewundert, ist jedoch etwas vollkommen anderes (wenn Sie die Grenzen kennen und respektieren).

Geeignete Vorbilder, die beispielsweise erklären, wie sie es schaffen, stets diszipliniert zu bleiben, aber auch Fehler und Rückschläge zugeben, können in der heutigen Zeit schnell gefunden werden. Die sozialen Medien sind voll von ihnen. Doch auch in der analogen Welt lohnt es sich nach wie vor, Ausschau ach inspirierenden und motivierenden Menschen zu halten und entsprechende Kontakte zu pflegen.

 

#7 Minimieren Sie Störfaktoren

Der letzte Tipp, den wir Ihnen mit auf den Weg geben möchten, kommt zwar ganz selbstverständlich daher, wird aber trotzdem immer wieder außer Acht gelassen. Es geht um Störfaktoren und Ablenkungsfallen, die unsere Aufmerksamkeit und damit auch unsere Disziplin regelmäßig torpedieren. Zu den Klassikern gehören:

Indem Sie diese Faktoren langfristig minimieren (also beispielsweise Mail-Benachrichtigungen ausschalten, das Smartphone in die Schublade verbannen und eine „stille Stunde“ im Büro initiieren), wird das auch einen spürbaren Effekt auf Ihre Disziplin haben.


Disziplin wirkt oftmals wie eine Fähigkeit, die ein Mensch entweder hat oder nicht hat. Das mag durchaus stimmen – jedoch bedeutet es nicht, dass Sie diszipliniertes Verhalten nicht auch lernen können. Wer beruflich nicht nur vorankommen, sondern ein völlig neues Level erreichen will, der tut gut daran, sich näher mit Disziplin auseinanderzusetzen und diese zu trainieren. Indem Sie diesen Beitrag bis zum Ende gelesen haben, haben Sie bereits ein gutes Fundament für dieses Vorhaben gegossen.

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