Als der Sohn von Anja Grießer-Kotzerke und ihrem Mann geboren wurde, standen die Eltern plötzlich vor einer großen Herausforderung. Über tausend Fotos und andere Dateien, die im ersten Lebensjahr aufgenommen und an verschiedenen „Orten“ gespeichert wurden, wollten sortiert und weiterverarbeitet werden. Als sie nichts fanden, was den beiden das bot, was sie brauchten, nahmen sie die Lösung selbst in die Hand. Das Ergebnis ist Ahwoo, eine Plattform, die nicht nur für (angehende) Eltern interessant sein dürfte. Wir trafen uns mit Gründnerin Anja Grießer-Kotzerke zum Interview.

 

Hallo Frau Grießer-Kotzerke, was ist Ahwoo?

Ahwoo ist eine Online-Familienchronik – also eine Plattform, auf der das Aufwachsen des Kindes umfänglich dokumentiert und veranschaulicht werden und die ganze Familie daran teilhaben kann. Oftmals ist es ja so, dass man die unterschiedlichsten Dateien an den verschiedenen Orten sammelt und am Ende ein riesiges Chaos entsteht. Wir haben mit Ahwoo einen zentralen Ort geschaffen, an dem alle Erinnerungen und Herzensmomente zeitgemäß aufbewahrt werden können.

 

Ist Ahwoo dann eine Art „internes Facebook“?

Wir wollen uns bewusst von Social Media abgrenzen – in erster Linie mit Blick auf den Sicherheitsaspekt. Es handelt sich bei Ahwoo aber durchaus um eine Art soziales Familien-Netzwerk, das in sich abgeschlossen ist. Jeder, der Ahwoo nutzt, kann bestimmen, welcher „Betrachter“ welche Rechte bekommt.

 

Sie haben es gerade schon angesprochen: Thema Datensicherheit. Welche Vorkehrungen treffen Sie diesbezüglich?

Zum einen haben wir das höchste Sicherheitszertifikat – eine Art erweitertes SSL – das zum Beispiel auch Banken verwenden. Zum anderen befindet sich unser Server selbstverständlich in Deutschland. Außerdem hosten wir nicht bei den „ganz Großen“, sondern streben mittelfristig sogar einen kleinen, lokalen Host an. In jedem Fall tun wir alles, was derzeit möglich ist und sind uns der Sensitivität der Thematik bewusst.

 

Was ist Ihr Unique Selling Point?

Die Datensicherheit grenzt uns bereits entscheidend von Mitbewerbern ab. Hier wiederhole ich mich gerne, weil ich das noch einmal herausstellen möchte. Aber dabei bleibt es nicht. Vergleichbare Dienste greifen in jeglicher Hinsicht zu kurz: Sie sind nicht multimedial oder veranschaulichen nicht die Erinnerungen. Ahwoo bietet dies und verschafft der Dokumentation durch elternspezifische Funktionen eine emotionale Tiefe.

 

Welche Geschichte verbirgt sich hinter dem Namen „Ahwoo“?

Ahwoo war das "erste Wort", das unser Sohn gesagt hat. Er war es, der uns auf die Geschäftsidee gebracht hat, daher fanden wir es naheliegend, ihn auf diese Weise einzubeziehen. Mit „Ahwoo“ wollte er übrigens seine Freude zum Ausdruck bringen.

 

Können Sie noch ein bisschen mehr darüber erzählen, wie Sie auf Ihre Geschäftsidee kamen?

Als Eltern ist man wahnsinnig stolz über jeden kleinen Entwicklungsschritt des Kindes und will alles aufnehmen. Das Ergebnis waren in unserem Fall etwa 1.800 Dateien, mit denen wir jeden Moment festgehalten haben – auf verschiedenen Smartphones, auf Festplatten, in Fotoalben, in Kisten…. sprich: das absolute Datenchaos!

Auf der Suche nach einer Lösung, mit der wir die Entwicklung unseres Kindes umfassend und zentral festhalten können, fanden wir leider nicht das, was wir uns vorstellten. Da dachten wir uns, wir entwickeln einfach selbst etwas. Aus dieser anfangs kleinen Sache wurde dann ziemlich schnell etwas Konkretes. Hierbei half uns unter anderem eine Anschubfinanzierung, die wir für unsere Geschäftsidee bekommen haben.

 

Wie soll Ahwoo zukünftig monetarisiert werden?

Die Plattform basiert auf einem klassischen Freemium-Modell mit Basis-Funktionen und Zusatz-Features. Außerdem wollen wir Einnahmen durch Anschlussgeschäfte mit Fotobüchern, eFrames, eBooks und ePubs generieren. Diese Produkte sollen inhouse angeboten werden und nicht über externe Produzenten. An dieser Stelle wird wieder der Sicherheitsgedanke deutlich, den wir klar verfolgen, aber auch der Wunsch, mit kleineren Firmen vor Ort zusammenzuarbeiten.

 

Sie haben gerade eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Was wollen Sie dadurch finanzieren?

In erster Linie wollen wir Ahwoo durch das Crowdfunding bekannt machen und Aufmerksamkeit für unser Produkt bekommen. Mit dem Geld, das gesammelt wird, wollen wir aber auch sicheren Speicherplatz vorhalten und eine eigene Web-to-Print-Lösung auf der Plattform anbinden. Unsere Kampagne läuft auf Startnext und wir freuen uns über jeden einzelnen Unterstützer.

 

Welche Marketing-Maßnahmen haben Sie für die Crowdfunding-Kampagnen geplant?

Wir führen momentan viele Interviews – beispielsweise mit Bloggern und Journalisten. Außerdem ist es für uns entscheidend – nicht nur im Rahmen des Crowdfundings – eine emotionale Marke durch Storytelling aufzubauen. Social Media bespielen wir aktuell mit der professionellen Hilfe einer Agentur.

Eine andere spannende Sache, die wir planen, sind kleine Promo-Aktionen, bei denen es darum geht, frisch gebackene Mütter im Wochenbett zu unterstützen – beispielsweise indem wir ihren Einkauf erledigen oder etwas für sie kochen. Sehr wichtig sind außerdem unsere persönlichen Netzwerke – sowohl die privaten als auch die beruflichen.

 

Sie gründen Ihr Unternehmen mit Kind – Wie sind Ihre Erfahrungen diesbezüglich?

Es ist auf jeden Fall herausfordernd. Weil die Zeit am Tag oftmals fehlt, setzt man sich oft am Abend nochmal hin. Das heißt, die Arbeitszeiten verschieben sich und das Kind gibt den Rhythmus vor. Wichtig ist aber auch, sich bewusst Zeit für den Nachwuchs zu nehmen und sich diesem zu widmen. Auch wenn es mal schwierige Situationen im Gründerdasein gibt, unser Sohn zeigt uns immer wieder sehr schnell, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind.

 

Und zum Schluss noch: Wo sehen Sie Ahwoo in drei Jahren?

Wir haben die Vision, dass sich Ahwoo als die Plattform rund um das Thema Familie etabliert und nicht nur hilft, die schönen Erinnerungen zu bewahren, sondern als erste Anlaufstelle für sämtliche Hilfestellungen das Familienleben betreffend angenommen wird. Außerdem wird uns immer wieder bewusst, dass es selbstverständlich auch andere Phasen oder Lebensumstände gibt, die dokumentiert werden wollen: der Hausbau, das Auslandssemester oder die Weltreise. Wir sehen hier viele Möglichkeiten.

 

Das klingt vielversprechend! Vielen Dank für das Gespräch.

 

Foto: Ahwoo