Egal ob im Großraumbüro oder im Home Office, als Teil eines mehrköpfigen Teams oder „Einzelkämpfer“, angestellt oder selbstständig – jeder erwerbstätige Mensch weiß, wie schwer es ist, über längere Zeit konzentriert und fokussiert zu arbeiten, wenn man jederzeit erreichbar sein muss. Hier ein eingehendes Telefonat, da ein Kollege, der etwas wissen möchte und dort die nächste Push-Benachrichtigung auf dem Smartphone – wer es in diesem Meer aus Störfaktoren schafft, immer bei der Sache zu bleiben und sich nie ablenken zu lassen, muss entweder komplett in sich ruhen oder übernatürliche Kräfte besitzen. Für alle anderen haben wir in diesem Beitrag einen ebenso einfachen wie genialen Lösungsansatz für die Problematik: Die stille Stunde.

 

Was ist die stille Stunde?

Die stille Stunde ist ein festgelegter Zeitraum, in dem Sie für niemanden erreichbar sind – weder für Vorgesetzte und Kollegen, noch für Kunden und andere Geschäftspartner. Obwohl der Begriff eine feste Zeiteinheit von 60 Minuten suggeriert, können Sie die Dauer nach eigenem Ermessen verlegen und individuell variieren.

Wichtig ist, dass Sie innerhalb des zuvor definierten Zeitrahmens konsequent alle potentiellen Störfaktoren wie Telefon, Smartphone und E-Mail-Programm ausschalten und auch für persönliche Anfragen nicht zur Verfügung stehen.

Ziel der stillen Stunde ist es, dass Sie sich innerhalb der festgelegten Zeit ausschließlich auf eine spezielle Aufgabe konzentrieren und ohne Unterbrechung beziehungsweise geistige Ablenkung an dieser arbeiten können.

 

Warum ist die stille Stunde so sinnvoll?

Der Sinn der stillen Stunde dürfte auf der Hand liegen: Indem Sie sich bewusst „abschotten“ und keinerlei äußere Einflüsse an sich heranlassen, kann sich Ihr Geist bestmöglich auf eine konkrete Aufgabe konzentrieren.

Die stille Stunde eignet sich daher vor allem dann, wenn eine besonders wichtige Aufgabe erledigt werden muss oder eine Deadline naht, aber auch, wenn Ihre To-do-Liste immer länger wird und auch die kleinen, nervigen Tasks endlich abgearbeitet werden müssen.

Ein weiterer Aspekt, der im Zusammenhang mit der Sinnhaftigkeit der stillen Stunde angesprochen werden soll, ist dieser: Viele Menschen, vor allem introvertierte, stresst es ungemein, ständig erreichbar zu sein. Jede aufploppende E-Mail, jeder Anruf und jede Benachrichtigung auf dem Smartphone reißt sie nicht nur aus ihrem Workflow, sondern sorgt schlichtweg für erhöhte Anspannung. Die stille Stunde kann dabei helfen, diesen mentalen Stress – zumindest zeitweise – zu minimieren.

 

So setzen Sie die stille Stunde um

Was in der Theorie ganz einfach klingt, erweist sich in der Praxis nicht selten als echte Herausforderung. Fakt ist nämlich: In den meisten Büros wird nicht sonderlich viel Wert auf das Ruhe-Bedürfnis einzelner Mitarbeiter gelegt. Und selbst wenn Kollegen und Chefs eingeweiht sind und sich kooperativ zeigen, sind da ja immer noch Kunden, Lieferanten, Geschäftspartner und andere externe Kontakte, die von Ihnen permanente Erreichbarkeit erwarten. Umso wichtiger ist es, die stille Stunde gut vorzubereiten.

 

Schritt #1: Lassen Sie die stille Stunde (wenn nötig) von Ihrem Vorgesetzten absegnen

Dieser Schritt richtet sich nur an Angestellte, die im Beruf keinen „Freifahrtschein“ haben und gewisse Dinge erst mit Ihrem Chef absprechen müssen. Wenn Sie planen, in gewissen Zeiträumen weder für Kollegen noch für Kunden erreichbar zu sein, sollten Sie sich das auf jeden Fall im Vorfeld von Ihrem Vorgesetzten absegnen lassen.

Haben Sie keine Angst vor diesem Gespräch. Wenn Sie den Nutzen der stillen Stunde (siehe weiter oben im Beitrag) gut argumentieren können, wird Ihr Chef mit großer Wahrscheinlichkeit schnell von Ihrem Vorhaben überzeugt sein. Und wer weiß: Vielleicht setzen Sie damit sogar einen Trend, der auch für Ihre Kollegen spannend ist und sich langfristig im Unternehmen etabliert.

 

Schritt #2: Legen Sie einen (wiederkehrenden) Termin für die stille Stunde fest

Wenn Sie langfristig von der stillen Stunde profitieren möchten, bietet es sich an, diese als wiederkehrenden Termin im Kalender zu blocken. Denkbar wäre beispielsweise:

Wichtig: Wählen Sie einen Termin aus, der sich grundsätzlich für die stille Stunde anbietet. Es sollte kein Zeitraum sein, in dem häufig Meetings stattfinden, besonders viele Kunden anrufen oder Absprachen zwischen Kollegen unverzichtbar sind. Besser sind Phasen, die generell eher ruhig sind und Ihre (zeitweise) Nicht-Erreichbarkeit verkraften.

 

Schritt #3: Informieren Sie all Ihre regelmäßigen Kontakte über die stille Stunde

Damit sich niemand wundert, warum Sie weder ans Telefon gehen, noch E-Mails beantworten oder gar Ihre Bürotür abschließen, sollten Sie natürlich alle Personen, mit denen Sie regelmäßig interagieren, über Ihre „Bitte nicht stören“-Arbeitszeit informieren.

An dieser Stelle wird besonders deutlich, wie sinnvoll es ist, einen wiederkehrenden Termin für die stille Stunde zu blocken. Denn anstatt Ihre Kontakte immer wieder aufs Neue daran zu erinnern, werden diese irgendwann von ganz allein daran denken, dass Sie gerade nicht erreichbar sind, sondern fokussiert arbeiten.

 

Schritt #4: Ablenkungsfallen eliminieren

Damit Sie garantiert nicht gestört werden, sollten Sie natürlich nichts dem Zufall überlassen. Darum gilt:

Ziel muss es sein, dass sich sich von nichts und niemandem aus Ihrem fokussierten Tunnel herausholen lassen.

 

Schritt #5: Schaffen Sie ein angenehmes Arbeitsumfeld

Um sich maximal auf Ihre Arbeit fokussieren zu können, ist es hilfreich, Ihren Schreibtisch im Vorfeld aufzuräumen. Manche gönnen sich zur Feier der stillen Stunde etwas Musik, beispielsweise klassische oder instrumentale Stücke. Und wieder andere machen die Bürotür bewusst hinter sich zu und suchen sich ein völlig anderes Arbeitsumfeld, beispielsweise einen Park oder ein Café.

Was auch immer Ihnen dabei hilft, konzentriert zu bleiben und sich von nichts ablenken zu lassen – setzen Sie es ein. Die stille Stunde folgt keinem konkreten Muster oder allgemeingültigen Vorgaben, sondern kann von Ihnen ganz individuell gestaltet werden.


Die stille Stunde ist eine relativ einfache Technik mit erstaunlicher Wirkung. Die meisten Menschen, die sie einmal in ihren Arbeitsalltag integriert haben, wollen sie nie wieder missen. Gründe hierfür sind eine erhöhte Fokussierung auf das Wesentliche und ein merklicher Abbau von Stress aufgrund permanenter Erreichbarkeit.

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