Wer auf der Karriereleiter bis ganz nach oben klettern möchte, der muss nicht nur gewisse Fähigkeiten wie Fachwissen, Erfahrungen und konkrete Fähigkeiten mitbringen, sondern auch eine ganze Reihe sogenannter Soft Skills. Nachdem wir Ihnen in der letzten Woche zum Auftakt unserer vierteiligen Artikel-Serie schon die soziale Kompetenz Schlagfertigkeit näher vorgestellt haben, möchten wir uns in diesem Artikel eingehender mit der Kritikfähigkeit auseinandersetzen. Diese Soft Skill ist zweifelsfrei entscheidend, wenn Sie im Job vorankommen wollen.

Kritikfähigkeit – Was ist das?

Kritikfähigkeit ist die Fähigkeit, negatives Feedback, das konstruktiv und nachvollziehbar an Sie herangetragen wird, anzunehmen und zu reflektieren. Das wiederum bedeutet, Sie hören sich die Kritik – beispielsweise eines Kollegen, Kunden oder Vorgesetzten – nicht bloß an, sondern hinterfragen Ihr eigenes Handeln auf Basis der externen Rückmeldung.

Die positiven Effekte von Kritikfähigkeit sind vielfältig:

 

Exkurs: Was ist konstruktive Kritik?

Einen anderen Menschen zu kritisieren, ist stets eine heikle Sache – erst recht, wenn das Feedback nicht konstruktiv formuliert ist. Doch was genau bedeutet das eigentlich?

Konstruktive Kritik ist berechtigte, stets wertschätzend vorgetragene und lösungsorientierte Kritik. Anstatt Ihrem Kollegen also beispielsweise die Rückmeldung „Nein, das gefällt mir so nicht.“ zu geben, sollten Ihr Feedback eher so (oder so ähnlich) klingen:

Warum konstruktives Feedback so wichtig ist? Es hilft dem Empfänger dabei, die Kritik anzunehmen und zu verstehen. Das wiederum:

 

Warum ist Kritikfähigkeit im Beruf so wichtig?

Kritik – ob nun konstruktiv oder destruktiv – liegt den meisten Menschen erst einmal schwer im Magen. Wenn Sie sich bisher schwer damit tun, negatives Feedback anzunehmen, befinden Sie sich in bester Gesellschaft. Dass es trotzdem von großer Bedeutung ist, an der eigenen Kritikfähigkeit zu arbeiten und insbesondere im beruflichen Kontext immer offen für Rückmeldungen jeder Art zu sein, bestätigen die nachfolgenden Punkte:

Wichtig zu wissen: Kritikfähigkeit macht keinen Halt vor Hierarchiestufen. Auch in einer höheren oder gar leitenden Position sollten Sie immer offen für Kritik sein – selbst (und erst recht!) wenn diese von einem Mitarbeiter kommt, der Ihnen untergeordnet ist. Auf diese Weise beweisen Sie nicht nur Offenheit für eigene Fehler oder schlechte Entscheidungen, sondern auch jede Menge Führungsqualitäten.

 

Exkurs: Offen sein für eigene Kritik – die Selbstkritik

Ein gesunder Umgang mit Kritik bedeutet nicht nur, stets offen für das Feedback anderer Menschen zu sein, sondern sein eigenes Tun auch immer wieder zu hinterfragen. Sein Sie selbst Ihr schärfster Kritiker – aber übertreiben Sie es auch nicht.

Was das bedeuten soll? Ein selbstkritisches Handeln kann Ihnen durchaus dabei helfen, (Flüchtigkeits-) Fehler zu vermeiden und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Überschreitet es jedoch ein gewisses Maß, wird es Sie zunehmend hemmen und irgendwann sogar handlungsunfähig machen.

 

Wie werde ich kritikfähiger?

Wie schon an mehreren Stellen dieses Beitrags deutlich wurde: Kritikfähigkeit klingt in der Theorie ausgesprochen gut, erweist sich allerdings in der Praxis immer wieder als waschechte Herausforderung. Gerade Aspekte wie das gekränkte Ego und das Gefühl, „nie“ etwas richtig zu machen, sorgen dafür, dass Kritik – und wird sie auch noch so konstruktiv vorgetragen – nur selten Freude bei uns auslöst. Um dennoch an Ihrer Kritikfähigkeit zu arbeiten, können Sie unter anderem die folgenden Tipps beherzigen:

 

Arbeiten Sie an Ihrer Grundeinstellung zu Kritik

Dass Menschen, die uns kritisieren, etwas „Böses“ im Schilde führen, sitzt so tief in unseren Köpfen, dass es dort kaum herauszukriegen ist. Fakt ist jedoch: Respektvoll und lösungsorientiert vorgetragene Kritik will uns nicht schaden, sondern – ganz im Gegenteil! – helfen.

Es mag schwer sein, doch der erste Schritt hin zu mehr Kritikfähigkeit muss lauten: Arbeiten Sie an Ihrer Grundeinstellung zu Kritik und lernen Sie, sie als etwas Positives, Gewinnbringendes und Hilfreiches zu betrachten. Wenn Sie es erst einmal geschafft haben, Ihr Mindset dahingehend anzupassen, wird es Ihnen sofort merklich leichter fallen, Kritik anzunehmen.

 

Hören Sie genau hin

Kritik ist nicht gleich Kritik. Das stellen Sie spätestens dann fest, wenn Sie dem Feedback Ihrer Mitmenschen ganz bewusst Beachtung schenken und es nicht einfach nur hinnehmen und herunterschlucken.

Wenn Sie genau hinhören und achtsam mit Kritik umgehen, dann werden Sie schnell bemerken, wer Ihnen wirklich helfen möchte und wer es darauf abgesehen hat, Ihnen ein schlechtes Gefühl zu vermitteln. An dieser Stelle wird noch einmal besonders deutlich, wie wichtig konstruktive Kritik ist.

Ist das Feedback, dass Sie erreicht, destruktiv – also nicht lösungsorientiert, respektlos und ohne jede Begründung – formuliert, ist es durchaus legitim, Ihr Gegenüber darauf hinzuweisen. Niemand muss diese Form von Kritik kommentarlos erdulden – und wer weiß: Vielleicht ist dem anderen ja gar nicht klar, dass er Sie destruktiv und damit „falsch“ kritisiert hat. In diesem Fall können Sie mit Ihrer Rückmeldung sogar noch Gutes bewirken – vorausgesetzt natürlich, der oder die andere ist seiner- oder ihrerseits kritikfähig.

 

Sein Sie ehrlich zu sich selbst

So schmerzhaft Kritik auch sein mag, in den meisten Fällen ist sie tatsächlich berechtigt. Indem Sie sich das eingestehen und ehrlich zu sich selbst sind, wird es viel leichter, negatives Feedback anzunehmen.

Zusatz-Tipp: Ein gesundes Maß an Selbstkritik – eine besonders gezielte Form von „ehrlich zu sich selbst sein“ – hilft Ihnen dabei, sich vor übermäßiger externer Kritik zu schützen. Auf diese Weise werden Sie nämlich Fehler bemerken, ehe es andere tun.

 

Machen Sie Limonade draus, wenn Ihnen das Leben Zitronen gibt

Immer wieder wird vergessen, was (konstruktive) Kritik im Kern eigentlich ist: Nämlich das Angebot, zu helfen.

Auch wenn Sie sicherlich genügend Beispiele kennen, in denen die Intention des Kritisierenden eine ganz andere war, können Sie davon ausgehen, dass der Hintergedanke in den meisten Fällen eher positiver Natur und die Kritik nützlich für Sie ist. Diesen Umstand sollten Sie sich aktiv und ganz bewusst zunutze machen.

Oder bildlich gesprochen: Wenn Ihnen das Leben Zitronen (also kritische Anmerkungen) gibt, dann machen Sie Limonade (beispielsweise eine noch bessere Präsentation oder ein optimiertes Produkt) daraus.


Es ist nicht immer leicht, die Kritik anderer dankbar anzunehmen anstatt sie gekränkt von sich zu weisen. Dass es sich dennoch lohnt, diese Fähigkeit in Zukunft bewusst zu trainieren, konnte Ihnen dieser Beitrag hoffentlich zeigen. Bileico wünscht Ihnen viel Erfolg dabei, in Zukunft noch kritikfähiger zu werden.

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