2020 war für die meisten Vereine ein hartes Jahr. Ausfallende Versammlungen und Feste, schwierige Umsetzung von Trainings, Wettkämpfen und Arbeitseinsätzen und nicht zuletzt fehlende Einnahmen haben es vielen ehrenamtlichen Organisationen wirklich schwer gemacht. Doch als wäre das noch nicht genug, beklagen immer mehr Vereine am Ende dieses turbulenten Jahres auch noch zurückgehende Mitgliederzahlen – eine Entwicklung, die durchaus Bauchschmerzen bereitet. Um den Trend zu stoppen und 2021 wieder voller Elan und Motivation durchzustarten, ist jetzt die optimale Zeit, einmal über das Thema Mitgliederbindung im Verein nachzudenken. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie das Vereinsleben (wieder) attraktiver für Ihre Mitglieder gestalten können.

 

Warum ist Mitgliederbindung so wichtig für Vereine?

Die Doppelbelastung aus Arbeit und Familienleben, fehlende Motivation, der permanente Mangel an Zeit und die nicht vorhandenen Aussichten auf eine finanzielle Entlohnung sind nur ein paar Gründe von vielen, die dafür sorgen, dass das Vereinswesen in den letzten Jahren konsequent an Attraktivität und Bedeutung verloren hat.

Viele Vereine spüren diese Entwicklung bereits deutlich und verzeichnen einen starken Mitgliederschwund. Verbunden mit der Tatsache, dass es vielen gleichzeitig schwerfällt, neue Mitglieder für den Verein zu gewinnen, zeichnet sich für viele ein düsteres Zukunftsbild ab, das eng mit dem unheilvollen Begriff Vereinssterben verbunden ist.

Um diesem zu entgehen, sollte es für jeden Verein die oberste Priorität sein, bestehende Mitglieder wie Zimmerpflanzen zu hegen und zu pflegen und sie langfristig ans Ehrenamt zu binden. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass der Verein auch noch in Jahren Bestand hat und seiner Tätigkeit nachgehen kann.

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8 Möglichkeiten, Mitglieder aktiv an Ihren Verein zu binden

Wie Ihnen das mit dem „Hegen und Pflegen“ gelingt, möchten wir Ihnen gern nachfolgend etwas genauer erklären. Bitte bedenken Sie, dass es sich bei den vorgestellten Maßnahmen um Empfehlungen handelt. Kein Verein ist dazu verpflichtet, alle davon ohne Kompromisse umzusetzen (auch wenn das ganz bestimmt nicht schaden würde).

 

Regelmäßig Feedback einholen

Zufriedene Vereinsmitglieder sind Vereinsmitglieder, die gehört werden. Darum sollte es zu jeder Zeit eine absolute Selbstverständlichkeit sein, sich die Meinungen, Sorgen, Wünsche und Probleme der Ehrenamtlichen anzuhören.

Wie Sie sich das regelmäßige Feedback einholen, ist Ihnen überlassen. Möglich sind beispielsweise folgende Maßnahmen:

Wichtig ist, dass Sie nicht nur das Feedback Ihrer (ehemaligen) Mitglieder einholen, sondern dieses auch umfassend reflektieren und beherzigen. Es reicht nicht aus, sich nur über eventuelle Schwachstellen im Verein zu informieren – Sie müssen auch aktiv werden und die Probleme aus der Welt schaffen. Nur so fühlen sich Ihre Mitglieder auch wirklich wahr- und ernst genommen, nur so kann eine langfristige Bindung an den Verein entstehen.

 

„Zufriedenheits-Beauftragten“ benennen

In vielen modernen Unternehmen gibt es inzwischen einen sogenannten Feel Good-Manager – einen Mitarbeiter, der sich ausschließlich um das Wohlergehen seiner Kollegen kümmert. Auch wenn diese Position in traditionellen Firmen häufig eher belächelt wird, spricht der Erfolg des Feel Good-Managers für sich – Grund genug, einmal darüber nachzudenken, das Prinzip auch auf die Vereinswelt zu übertragen.

Es ist eine überaus spannende Idee, auch hier ein Mitglied zu bestimmen, das sich gezielt um die Zufriedenheit der anderen kümmert und hierfür verschiedene Aktionen ins Leben ruft. Diese können vom bereits angesprochenen Feedback über gemeinsame Aktivitäten bis hin zu Interventionen mit dem Vorstand reichen.

 

Neue Mitglieder willkommen heißen

Auch wenn es um die Bindung neuer Mitglieder geht, können Vereine vieles von Unternehmen lernen. Denn hier gehört das sogenannte Onboarding – also das gezielte Integrieren neuer Mitarbeiter ins Team – fast schon zum guten Ton.

Übertragen aufs Vereinswesen bedeutet Onboarding in erster Linie: Heißen Sie neue Mitglieder bewusst willkommen – beispielsweise durch einen kurzen Brief, ein kleines Präsent oder (in Zeiten nach Corona) durch einen Händedruck.

Außerdem können Sie neue Mitglieder auch so an Ihren Verein binden:

 

Wertschätzung ausdrücken

Kein Vereinsmitglied sollte als selbstverständlich betrachtet werden. Ein jeder ist ein wichtiger Bestandteil im oftmals komplexen Vereinssystem und sollte auch als solcher verstanden werden.

Wertschätzung und deren Ausdruck spielt hierbei eine ganz entscheidende Rolle und sollte niemals als „nebensächlich“ abgetan werden. Oftmals sind es nämlich schon die kleinen Gesten wie ein ausdrückliches Dankeschön, ein Strauß Blumen oder ein Lob, die die größte Wirkung haben und Mitglieder an ihren Verein binden.

 

Umfänglicher Informationsaustausch

Nicht wenige Vereinevorstände begehen einen großen Fehler, der das Vertrauen und die Loyalität der Mitglieder stark beeinträchtigen kann: Sie treffen Entscheidungen im stillen Kämmerlein und schließen dabei den Großteil des Vereins aus.

Auch wenn nicht jedes Mitglied in jede Entscheidung einbezogen werden kann (eine solche Vorgehensweise führt im schlimmsten Fall dazu, dass man sich nie einig wird), sollten zumindest alle über alles informiert werden – beispielsweise über einen internen Bereich auf der Vereinswebseite, einen Newsletter, ein Rundschreiben oder bei der nächsten Mitgliederversammlung.

Oberstes Ziel sollte es zu jeder Zeit sein, die Abläufe im Verein so transparent wie möglich zu gestalten und somit für jedes einzelne Mitglied nachvollziehbar zu machen.

 

Möglichkeiten der Mitgestaltung bieten

Kaum etwas macht das Vereinswesen so unattraktiv wie mangelnde Möglichkeiten der Mitgestaltung. Wenn einzelne Mitglieder immer nur dazu verdonnert werden, die Ideen und Wünsche der anderen in die Tat umzusetzen und dabei nie ihre eigenen Vorstellungen einfließen lassen können, ist es kein Wunder, wenn sie früher oder später die Lust komplett verlieren.

Um diesem Szenario entgegenzuwirken, sollten Sie jedes Mitglied immer und immer wieder dazu auffordern, sich selbst aktiv ins Vereinswesen einzubringen. Hierbei ist es wichtig, dass Sie auch andere Meinungen und Sichtweisen akzeptieren und die Mitglieder Wege gehen lassen, die Sie selbst nicht unbedingt eingeschlagen hätten. Auch das ist eine Form von Wertschätzung und hilft dabei, Mitglieder langfristig an den Verein zu binden.

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Werte wie Gemeinschaft und Unterstützung aktiv leben

Es gibt Vereine, die sagen, dass sie eine Gemeinschaft sind und es gibt Vereine, die Gemeinschaft tatsächlich leben. Sie finden, dass beides das gleich ist? Keinesfalls.

Werte sind wie berufliche Titel: Man schmückt sich allzu gern schnell mit ihnen, ohne zu reflektieren, was sie tatsächlich bedeuten. Das wiederum heißt im Umkehrschluss: Setzen Sie sich bewusst mit Gemeinschaftlichkeit, Unterstützung, Respekt, Loyalität und anderen Werten auseinander und leben Sie diese aktiv in Ihrem Verein. Ihre Mitglieder werden den Unterschied garantiert bemerken und ihn mit einer tiefen Verbundenheit honorieren.

 

Ein Highlight in Aussicht stellen

Auch wenn 2021 alles andere als „planungssicher“ ist, sorgen die aktuelle Corona-Fälle doch auch dafür, dass man so langsam etwas hoffen kann. Die Rückkehr zur alten Normalität ist zwar nach wie vor mit Vorsicht zu genießen, doch allmählich lohnt es sich auch, über die Zeit „nach Corona“ nachzudenken.

Ein gesellschaftliches Highlight, das Sie Ihren Mitgliedern in Aussicht stellen – und sei es auch nur ein gemeinsamer Grillabend – kann die Stimmung erheblich steigern und den Blick nach vorn lenken. Immerhin ist es vor allem der fehlende soziale Austausch, der das Vereinsleben in 2020 so stark beeinflusst hat und so manchen Ehrenamtler sicherlich dazu brachte, übers Aufhören nachzudenken. Umso wichtiger ist es, den Fokus im kommenden Jahr wieder verstärkt auf den Austausch und das Miteinander zu lenken – natürlich aber immer in einem verantwortungsvollen Rahmen.


Dass die Bindung der einzelnen Mitglieder an den Verein wichtig ist, wird vielen erst bewusst, wenn sie nicht (mehr) vorhanden ist und eine Austrittserklärung ins Haus flattert. Nach dem Lesen dieses Beitrags wissen Sie nun, wie Sie dem aktiv entgegenwirken können und sind bestens auf das kommende Vereinsjahr vorbereitet.

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