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New Work-Serie Teil 3: Was ist Jobrotation?

New Work-Serie Teil 3: Was ist Jobrotation?

Nachdem wir uns im Blogbeitrag von letzter Woche mit dem Konzept Jobsharing auseinandergesetzt haben, möchten wir im dritten Teil unserer Artikelreihe zur neuen Arbeitswelt gern auf die sogenannte Jobrotation eingehen. Auch wenn sich die beiden Begriffe sehr ähnlich sind, haben die Arbeitsmodelle nur wenig miteinander zu tun. Was genau Jobrotation ist, erfahren Sie im nachfolgenden Artikel. Darin gehen wir auch auf Vor- und Nachteile für Unternehmen sowie konkrete Tipps zur Umsetzung ein.

 

Definition: Was ist Jobrotation?

 

Im Gabler Wirtschaftslexikon können Sie folgende Definition der Jobrotation nachlesen:
„Systematischer Arbeitsplatzwechsel zur Entfaltung und Vertiefung der Fachkenntnisse und Erfahrungen geeigneter Mitarbeiter oder zur Vermeidung von Arbeitsmonotonie und einseitiger Belastung im Sinn einer Humanisierung der Arbeit, wobei i.d.R. nur der Tätigkeits- nicht aber der Entscheidungsspielraum erweitert wird.“
Jobrotation ist ein Konzept, bei dem verschiedene Mitarbeiter eines Unternehmens unterschiedliche Arbeitsplätze einnehmen und somit die Möglichkeit erhalten, in viele verschiedene Teilbereiche der Firma hineinzuschnuppern.
Die konkrete Umsetzung von Jobration sieht meist ein klassisches Rotationsprinzip vor. Das heißt, der oder die Mitarbeiter durchlaufen nach und nach mehrere „Stationen“ (zum Beispiel Abteilungen, Fertigungsplätze oder Projektteams), bis sie alle „abgehakt“ haben. Dieses Prinzip funktioniert nicht nur in Büros, sondern beispielsweise auch in der Fertigung und im Handwerk. Gerade in Produktionsstätten mit „Fließbandarbeit“ ist Jobrotation häufig an der Tagesordnung – ohne dass sie als solche betitelt wird.

 

Was ist der Sinn beziehungsweise das Ziel von Jobrotation?

 

Die übergeordneten Ziele der Jobrotation sind:

 

  • Abbau von Silo-Denken
  • Verringerung von Fehlerquoten
  • Abwechslung für Mitarbeiter/Abbau immer gleicher Arbeitsabläufe
  • Teambuilding

 

Darüber hinaus wird Jobrotation oftmals auch gezielt eingesetzt, um Nachwuchsführungskräfte auf ihre spätere Position vorzubereiten, indem diese Einblicke in alle Abteilungen eines Unternehmens erhalten und direkten Kontakt zu ihren untergeordneten Kollegen aufbauen.
Eine dritte, in der Praxis immer häufiger genutzte Anwendungsmöglichkeit von Jobrotation ist die Einführung von Praktikanten, Trainees und Auszubildenden in ein Unternehmen. Durch das Kennenlernen unterschiedlicher Aufgabenbereiche haben sie einerseits die Möglichkeit, sich einen (groben) Überblick zu verschaffen und können andererseits interne Abläufe und Zusammenhänge viel besser verstehen. Im Fall der Praktikanten entsteht außerdem der positive Nebeneffekt, dass sie gleich mehrere Arbeitsfelder kennenlernen und somit eine noch bessere Orientierung für die spätere Berufswahl erhalten.

 

Was sind die Vorteile von Jobrotation?

 

Jobrotation als New Work-Konzept blickt auf eine bisher eher kurze Historie in Deutschland zurück. Dass sich das Prinzip in den kommenden Jahren jedoch mehr und mehr etablieren wird, dafür sorgen mit großer Wahrscheinlichkeit diese Vorteile:

 

gesundheitliche Prävention

 

Jobrotation kann sowohl physische Beschwerden wie Rückenschmerzen, Fehlstellungen der Wirbelsäule und Gelenkentzündungen als auch psychische Erkrankungen wie Burnout, Boreout und Depressionen vorbeugen. Das Geheimrezept des Arbeitsmodells: Abwechslung.
Indem Angestellte immer wieder neue Aufgaben verrichten und sich in neue Bereiche eindenken müssen, können sich gesundheitsschädigende Routinen gar nicht erst einschleichen. Oder mit anderen Worten: Jobrotation hält Geist und Körper fit.

 

Abbau von Monotonie und Langeweile

 

Auch wenn Routinen bis zu einem gewissen Grad wichtig für den Erfolg von Unternehmen sind, sollten diese auf keinen Fall in Monotonie umschwenken. Denn wenn sich erst einmal die große Langeweile ausbreitet, sind die Mitarbeiter nicht nur weniger motiviert, sondern auch extrem anfällig für Fehler.
Die Einführung von Jobrotation kann dem entgegenwirken. Das Rotationsprinzip bringt salopp formuliert frischen Wind in jede Firma und sorgt dafür, dass monotone Abläufe und sich zäh dahinschleppende Arbeitstage der Vergangenheit angehören. Auch hier sind wieder die „naturgegebene“ Abwechslung und das Eindenken in neue Arbeitsabläufe der Schlüssel zum Erfolg.

 

Reduzierung von Fehlerquoten und Steigerung der Produktivität

 

Kritiker der Jobrotation geben immer wieder zu bedenken, dass nicht jeder Arbeitnehmer automatisch für jeden Aufgabenbereich innerhalb eines Unternehmens qualifiziert ist und demzufolge Fehler und Fehlentscheidungen an der Tagesordnung stehen.
Natürlich sollte klar sein, dass Jobrotation in manchen Berufen schlichtweg nicht möglich ist, weil hier ein hoher Grad fachlicher Kompetenz und extrem spezialisiertes Wissen erforderlich sind. In den meisten Berufen ist eine (oberflächliche) Einarbeitung jedoch meist schon in kurzer Zeit möglich. Auch wenn Mitarbeiter in dieser natürlich Patzer machen werden, kann in der Praxis erstaunlicherweise sehr oft beobachtet werden, dass die Fehlerquote danach drastisch sinkt.
Der Grund hierfür sind zwei Aspekte, die unweigerlich mit der Jobrotation einhergehen:

 

  1. die gesteigerte Aufmerksamkeit und
  2. der Wunsch, es besonders gut und vor allem richtig zu machen.

 

Diese wiederum führen außerdem zu einem weiteren Vorteil: Jobrotation steigert die Produktivität innerhalb eines Unternehmens. Spätestens jetzt sollte also jeder Geschäftsführer hellhörig werden.

 

Weitere Vorteile der Jobrotation im Überblick:

 

  • Steigerung des Teamworks
  • Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit
  • „kostenlose“ Weiterbildungsmaßnahme
  • Horizonterweiterung
  • Steigerung der internen Kommunikation
  • Erfahrungsaustausch
  • Förderung kreativer Denk- und Lösungsansätze
  • positive Auswirkung auf das Employer Branding
  • Verringerung der „Betriebsblindheit“
  • Aufbrechen von starren Hierarchien

 

Was sind die Nachteile von Jobrotation?

 

Wer jetzt Feuer und Flamme ist und das Prinzip der Jobrotation am liebsten sofort ausprobieren möchte, sollte sich noch einen Moment gedulden. Wichtig ist nämlich auch, dass Sie die Nachteile des Konzeptes kennen und in Ihre unternehmerische Entscheidung einfließen lassen.

 

Zusätzlicher Aufwand

 

So einfach die Rotation des Arbeitsplatzes im ersten Moment erscheinen mag, so aufwändig ist es, diese in der Praxis möglichst störungsfrei zu organisieren. Wer die Jobrotation testen möchte, muss im Vorfeld genau planen und in diesem Zusammenhang nicht nur mit einem erhöhten Aufwand, sondern auch mit erhöhten Kosten rechnen.

 

Anfängliche Störfaktoren

 

Natürlich muss sich jeder Mitarbeiter zu Beginn eines Arbeitsplatzwechsels erst einmal in seine neuen Aufgaben einfinden. Das bedeutet nicht selten, dass der Geräuschpegel innerhalb des Unternehmens steigt, viele Nachfragen entstehen und auch Fehler gemacht werden.
Diese anfänglichen Störfaktoren müssen natürlich als Nachteil genannt werden, verschwinden aber in der Regel nach einer gewissen Zeit von allein.

 

Mögliche Überforderung

 

Der Mensch hält sich von Haus aus am liebsten in seiner Komfortzone auf – beispielsweise indem er der Arbeit nachgeht, die er am besten beherrscht. Ein Verlassen der Komfortzone (zum Beispiel in Form einer neuen Aufgabe) kann zwar einerseits den Horizont erweitern und große Freude machen, andererseits aber auch ziemlich überfordernd sein.
Wenn Sie merken, dass sich einzelne oder sogar alle Mitarbeiter mit der Jobrotation nicht wohlfühlen, weil das Experiment nichts als Überforderung hervorruft, ist es sinnvoller, es abzubrechen.

 

Nicht für jeden Job geeignet

 

Dass die Chefärztin der Chirurgie, der Krankenpfleger und die Reinigungskraft als Mitarbeiter eines Krankenhauskonzerns nur schwer die Jobs untereinander tauschen können, dürfte klar sein. Dieses Beispiel verdeutlicht noch einmal sehr gut, dass Jobrotation zwar in sehr vielen Bereichen, aber eben auch nicht in allen möglich (geschweige denn rechtlich abgesichert) ist.
Grundsätzlich gilt: Je mehr fachliche Kompetenz und spezialisiertes Wissen ein Beruf erfordert, desto weniger ist er für eine Jobrotation geeignet.

 

3 Praxis-Tipps: Wie kann man Jobrotation im Unternehmen integrieren?

 

Damit die Jobrotation auch tatsächlich die gewünschten Effekte mit sich bringt und nicht zum unternehmerischen Flop wird, gilt es im Vorfeld natürlich, ein paar grundlegende Tipps zu beherzigen. Diese drei sollten Sie auf jeden Fall auf dem Schirm haben:

 

1. Fangen Sie klein an!

 

Eine geplante Jobrotation muss nicht gleich den kompletten Betrieb umfassen, sondern kann auch erst einmal innerhalb einer (geeigneten) Abteilung getestet werden – zum Beispiel im Personalwesen oder im Marketing. Indem Sie klein anfangen und sich nach und nach steigern, können Sie viel besser erfahren, ob die Jobrotation die gewünschten Verbesserungen mit sich bringt oder doch eher als Störfaktor bezeichnet werden muss.

 

2. Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter ein!

 

Ein „Experiment“ wie Jobrotation stößt viel eher auf Zuspruch und Neugierde, wenn Sie Ihre Mitarbeiter von Anfang an in den Prozess einbeziehen. Kommunizieren Sie das Vorhaben darum unbedingt offen und überrumpeln Sie Ihre Angestellten nicht. Wichtig ist auch, dass diese die Möglichkeit erhalten, Ihre Bedenken, Wünsche und Erwartungen sowie Ideen für die Umsetzung zu äußern.

 

3. Vorsorge ist besser als Nachsorge!

 

Wenn es darum geht, eine Jobrotation zu planen, gehen die meisten Unternehmen vom best case-Szenario aus: Alle Mitarbeiter betrachten die Rotation als Bereicherung, lernen viel dazu und bauen Abteilungsgrenzen ab. Es kann jedoch auch ganz anders laufen. Tritt das worst case-Szenario ein, ist es immer gut, einen Plan B zu haben, der dabei hilft, das Projekt Jobrotation geregelt abzubrechen und zum Normalbetrieb zurückzukehren.
Könnten Sie sich vorstellen, das Prinzip der Jobrotation in Ihrem Unternehmen zu testen? Oder haben Sie bereits Erfahrungen damit gemacht, die Sie mit den anderen Lesern unseres Blogs teilen wollen? Wir freuen uns über Ihre Kommentare.

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