Schaut man sich in der Gründerszene Deutschlands um, so stellt man schnell fest: Eltern sind hier keineswegs Ausnahmeerscheinungen. Auch wenn das Gründen mit Kind definitiv eine Reihe zusätzlicher Herausforderungen mit sich bringt, entscheiden sich mittlerweile immer mehr Mütter und Väter dafür, diesen Schritt zu wagen. Nicht ohne Grund, denn die Selbstständigkeit mit Nachwuchs bringt durchaus auch Vorteile mit sich. In diesem Beitrag verraten wir Ihnen, was dafür und dagegen spricht, ein sogenannter „Parentpreneur“ zu werden. Obendrauf gibt es fünf in der Praxis erprobte Tipps, die Ihnen dabei behilflich sind, Berufs- und Privatleben in Einklang miteinander zu bringen.

Gründen mit Kind: (K)Eine gute Idee?

Während es die einen aus der Not heraus machen, entscheiden sich andere ganz bewusst für die Option. Wieder andere machen ihren Schritt in die Selbstständigkeit überhaupt nicht vom „Faktor Kind“ abhängig. Fakt ist auf jeden Fall: Die Parentpreneure, also Eltern, die sich für ein eigenes Business entschieden haben, sind in jeder Branche zu finden und dadurch omnipräsent.

 

Ob es eine gute Idee ist, sich mit Kind selbstständig zu machen, ist in erster Linie eine „Typ-Frage“. Denn eines ist sicher: Ein Kind stellt nicht nur eine private Herausforderung dar, sondern hat außerdem auch großen Einfluss auf den Arbeitsalltag. Nicht jeder ist dieser Doppelbelastung gewachsen.

 

Falls Sie Vater oder Mutter sind und mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen, sollten Ihnen auf jeden Fall diese Vor- und Nachteile bekannt sein.

 

Vorteile der Selbstständigkeit mit Kind

 

Nachteile der Selbstständigkeit mit Kind

 

Erwartungsdruck trifft Selbstverwirklichung

Wenn man Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit mit Kind gegenüberstellt, wird schnell deutlich: Grundsätzlich überwiegen die negativen Aspekte dieses Vorhabens. Warum also entscheiden sich trotzdem so viele Menschen dafür, das Angestelltenverhältnis hinter sich zu lassen und ein eigenes Unternehmen zu gründen – und zwar trotz Nachwuchses?

Für die meisten, die diesen Karriereweg wählen, ist vermutlich die berufliche Selbstverwirklichung der größte Antrieb. Viele Parentpreneure hatten es irgendwann einfach satt, jeden Tag für den Traum eines anderen Menschen zu arbeiten, obwohl sie doch einen eigenen (viel größeren und wichtigeren) hatten beziehungsweise haben.

Anstatt also tagein, tagaus zur Arbeit zu trotten und jede Freude am Job zu verlieren, haben sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und sind damit ein ausgesprochen gutes Vorbild für ihre Kinder.

 

Tipps für (angehende) selbstständige Eltern

Viele erfolgreiche Unternehmer, die scheinbar ganz nebenbei auch noch Eltern sind, stellen unter Beweis: Es kann funktionieren! Ein Geheimrezept für den Erfolg gibt es zwar nicht, doch die nachfolgenden Tipps werden Ihnen dabei behilflich sein, Ihrerseits Fuß als Parentpreneur zu fassen.

 

Tipp #1: Bauen Sie sich ein Netzwerk auf

Man kann das „Projekt: selbstständig mit Kind“ allein angehen – muss es aber nicht.

 

Es ist keine Schande, sich von Anfang an externe Hilfe ins Boot zu holen und ein Netzwerk aus Unterstützern aufzubauen. Hierbei kann es sich sowohl um Familienmitglieder und andere potentielle Babysitter als auch Businesspartner, Masterminds, andere Parentpreneurs und Kollegen aus der gleichen Branche handeln.

 

Ein gut funktionierendes Netzwerk bietet nicht nur Rückhalt und Unterstützung in familiären Notsituationen, sondern bietet Ihnen auch fachlichen Austausch und Hilfe, wenn Sie mal nicht weiterwissen.

 

Tipp #2: Priorisieren Sie

Der wohl größte Feind der Parentpreneurs ist die Zeit. Zwischen Telefonkonferenz und Schulschluss noch schnell an der Präsentation arbeiten? Den Mittagsschlaf des Babys für die Kundenakquise nutzen? Auf dem Weg zum Kindergeburtstag fix Mails checken?

 

Für selbstständige Eltern ist das alles gelebte Realität. Doch ehe Sie jedes noch so winzig kleine Zeitfenster für die sinnlosesten to-dos nutzen, sollten Sie sich zunächst einmal fragen: Was ist wirklich wichtig?

 

In der Praxis zeigt sich immer wieder: Wer lernt, richtig zu priorisieren, nutzt seine Zeit automatisch effektiver und hat am Ende des Tages die wesentlichen Punkte abgearbeitet.

 

Tipp #3: Verabschieden Sie sich vom Perfektionismus

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg: Sagen Sie dem Perfektionismus „adé“– egal ob Sie Kinder haben oder nicht. Es ist okay – und häufig absolut erforderlich – sich mit Ergebnissen zufrieden zu geben, die nur „gut“ und nicht „perfekt“ sind. Denn so vermeiden Sie es, sich in Kleinigkeiten zu verlieren und viel Zeit für wenig Ergebnis zu opfern.

 

Tipp #4: Üben Sie sich in Akzeptanz

Der Klassiker: Gerade dann, wenn das Business so richtig Fahrt aufnimmt, Sie viele wichtige Termine haben und/oder in einer kreativen Hochphase stecken, wird das Kind krank – oder will partout nicht in die Kita – oder, oder, oder…

 

Es sind Situationen wie diese, die selbstständige Eltern häufig an den Rand ihrer Geduld bringen und schlichtweg ärgerlich sind. Doch sie sind eben auch völlig normal sowie unvermeidbar und sollten daher einfach akzeptiert werden.

 

Akzeptanz schont nicht nur Ihre Nerven, sondern letztlich auch Ihren Zeitplan. Denn anstatt ewig mit dem mauligen Kind zu diskutieren oder einen eventuellen „Notfallplan“ auszutüfteln, können Sie den Status Quo auch einfach hinnehmen, für den Nachwuchs da sein und hinterher mit noch mehr Energie weitermachen.

 

Tipp #5: Gönnen Sie sich Auszeiten

Keine Frage: Die Doppelbelastung Kind + Karriere zerrt früher oder später extrem an den persönlichen Kraftreserven und sollte daher auf keinen Fall unterschätzt werden.

 

Umso wichtiger ist es, dass Sie von Anfang an auch an sich selbst denken und nicht immer nur Unternehmer oder Mutter/Vater sind. Soll konkret heißen: Nehmen Sie sich Zeit für eine Verschnaufpause und unternehmen Sie Dinge nur für sich.

 

Egal ob Sport, Sauna, ein Sprachkurs oder der Mini-Trip in die nächstgrößere Stadt – manchmal reichen schon kleine Alltagsfluchten aus, um die Akkus wieder aufzuladen. Davon profitiert nicht nur Ihr Business, sondern natürlich auch Ihr Familienleben.

 

Unser Fazit: Ein Unternehmen zu gründen ist kein Kinderspiel – aber durchaus auch mit Kind möglich. Mit einem unterstützenden Netzwerk, einem ausgereiften Zeitmanagement und der nötigen Extra-Portion Akzeptanz wird Ihnen dieses Vorhaben mit großer Wahrscheinlichkeit gelingen.

 

 

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