Vergleicht man deutsche mit US-amerikanischen Unternehmen, fallen sofort unzählige Unterschiede auf. Einer der wohl markantesten betrifft die Fehlerkultur. Während Menschen in den USA meist ganz locker mit ihren Fehltritten umgehen und hierfür oftmals sogar gefeiert werden, ist es in Deutschland nach wie vor verpönt und regelrecht verboten, Fehler zu machen. Eine Mentalität mit Folgen. Denn die Angst vor Fehlern kann ein Unternehmen im schlimmsten Fall regelrecht lähmen. Höchste Zeit also, die Fehlerkultur in deutschen Unternehmen einmal komplett auf den Kopf zu stellen und ihr einen positiven Anstrich zu verleihen. Sogenannte Fuckup Nights können hierbei behilflich sein.

 

Je größer das Unternehmen, desto verpönter sind Fehler

Auch wenn sich die deutsche Fehlerkultur gerade im Wandel befindet und „Fails“ in immer mehr Firmen keinesfalls als Kündigungsgrund angesehen werden, sind es vor allem die großen Unternehmen, die nach wie vor an ihrer „Null-Toleranz-Politik festhalten. Gerade da, wo die Hierarchien starr sind, kann Gleiches über die Einstellung der Führungspersonen gesagt werden.

Andersherum kann vor allem in kleinen und neuen Unternehmen (Stichwort: Startups) beobachtet werden, dass der Umgang mit Fehlern immer lockerer wird. Falsche Entscheidungen mit negativen Auswirkungen werden hier nicht mehr als Todsünde, sondern viel eher als Chance betrachtet.

Immerhin weiß doch eigentlich jedes Kind: Aus Fehlern lernt man – zumindest, wenn man richtig mit ihnen umgeht.

Das wiederum bedeutet: Fehler dürfen nicht einfach nur akzeptiert werden, sie müssen in Informationen beziehungsweise Lerninhalte verwandelt werden. Interne Fuckup-Events können hierbei behilflich sein.

 

Unternehmensinterne Fuckup Nights: Eine Ode an das Scheitern

Das Konzept der Fuckup Nights hat sich in den letzten Jahren vom Ursprungsland Mexiko aus über den kompletten Globus ausgebreitet. Die Kernbotschaft der Veranstaltungen, bei denen Menschen öffentlich über ihr persönliches und berufliches Scheitern sprechen, ist klar: Es ist völlig in Ordnung, Fehler zu machen, wenn wir alle gemeinsam daraus lernen können.

Obwohl Fuckup Nights in erster Linie im öffentlichen Rahmen stattfinden und für jeden Interessenten zugänglich sind, hat sich das Format inzwischen auch unternehmensintern etabliert. Bei diesen Fuckup-Events sind die Redner keine namhaften Entrepreneure oder etablierte Unternehmer, sondern Kollegen aus den eigenen Kreisen, die ihre Fails zum Besten geben.

Hierbei spielt Transparenz eine zentrale Rolle. Anstatt die eigenen Fehler zu vertuschen, spricht man mit anderen Menschen offen über sie und schafft somit ganz automatisch und fast schon nebenbei eine positive Fehlerkultur im Unternehmen.

Wie genau die Veranstaltungen organisiert und aufbereitet werden, ist jeder Firma selbst überlassen. Wichtig ist letztlich nur, dass Fehler nicht bloß benannt, sondern auch untereinander diskutiert werden. Ziel einer Fuckup Night sollte es immer sein, sich zu fragen „Was können wir daraus lernen? Wie können wir es besser machen?“ und gemeinsam Antworten zu finden.

 

Fehler sind essentiell für unternehmerische Weiterentwicklung

Dass Formate wie Fuckup Nights im Speziellen und eine positive Fehlerkultur ganz allgemein von großer Wichtigkeit für deutsche Unternehmen sind, macht vor allem diese Kausalkette deutlich:

Viele Menschen haben nach wie vor Angst davor, Fehler zu machen. Diese Angst führt dazu, dass sie sich nicht trauen, risikoreiche Entscheidungen zu treffen und innovative Ideen zu spinnen. Das wiederum hat zur Folge, dass die meisten Angestellten den „Weg des geringsten Widerstandes“ gehen, weil sie auf diesem nur wenig falsch machen können. Diese Entscheidung macht es jedoch nahezu unmöglich, sich weiterzuentwickeln – sowohl persönlich als auch unternehmerisch.

Zusammengefasst: Eine negative Fehlerkultur beziehungsweise „blame culture“ begünstigt Stillstand im Unternehmen und macht es nahezu unmöglich, neue Ideen zu entwickeln und diese in die Tat umzusetzen.

Oder mit anderen Worten: Fehler sind eine essentielle Voraussetzung für die Weiterentwicklung eines Unternehmens. Ohne die Bereitschaft, Fehler zu machen, gibt es keinen Fortschritt.

 

Negative Fehlerkultur vergrault neue Mitarbeiter

Warum es so wichtig ist, positiv mit Fehlern umzugehen und beispielsweise unternehmensinterne Fuckup Nights zu veranstalten, unterstreicht dieser Aspekt: Vor allem junge Arbeitnehmer, die zur Generation Y gehören, möchten sich in ihrem Job gern ausprobieren und Fehler machen dürfen. Denn das ist für sie eine wichtige Voraussetzung für die berufliche Weiterentwicklung und Festigung persönlicher Stärken.

Unternehmen, die dies nur ungern oder gar nicht zulassen, vergeuden wertvolle Potentiale und riskieren zudem, talentierte Mitarbeiter zu verlieren.


Fehler sind etwas völlig Normales und in den seltensten Fällen ein Weltuntergang. Indem Sie in Ihrem Unternehmen einen positiven Umgang mit Fehlern ermöglichen und beispielsweise im Rahmen eines Fuckup-Events über die Fehltritte der letzten Zeit sprechen, schaffen Sie nicht nur eine vertrauensvolle Basis, sondern signalisieren Ihren Mitarbeitern auch: Es ist in Ordnung, auch mal etwas zu wagen – selbst, wenn es das Risiko gibt, zu scheitern.

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