Beim Stichwort Digitalisierung denken viele Verbraucher sofort ans Internet. Und vergessen, dass Digitalisierung viel mehr ist. Der tägliche Griff zum Handy, das Bearbeiten neuer Fotos am PC oder Gaming nach Feierabend – ohne Digitalisierung nicht denkbar. In den letzten Jahren haben digitale Medien im Alltag eine zunehmend wichtige Rolle eingenommen. Und bestimmen nicht nur das Privatleben.

Inzwischen ist Digitalisierung dabei auch Berufe und ganze Branchen grundlegend zu verändern. Für einige Berufe wird es in Zukunft um die Frage gehen, wie wichtig sie bleiben werden. Oder ob sie eine Verdrängung an den Rand erfahren. Dies kann Juristen und Finanzmakler – aber auch Ingenieure treffen. Schließlich rechnen Maschinen sehr viel schneller als der menschliche Geist. Vielleicht ist die Digitalisierung aber auch eine Chance, wie sich Berufe weiterentwickeln können.

 

1. Juristen - überflüssig im Zeitalter der Digitalisierung?

Digitalisierung löst Anwaltssterben aus – so oder ähnlich klangen Schlagzeilen, die 2016 die Runde machten. Mittlerweile ist klar, dass zumindest mittelfristig der Beruf des Juristen nicht komplett von der Bildfläche verschwindet. Was steckt aber hinter den Medienberichten. Wer die Nachrichten und Meldungen auf entsprechenden Fachportalen genau gelesen hat, stieß auf eine Untersuchung, die in erster Linie Posten von Junior Anwälten zur Disposition stellte.

 

Hintergrund: In der Untersuchung ging es im Wesentlichen um zwei Aspekte. In Kanzleien werden immer größere Datenmengen verarbeitet. Und hierfür kommen verstärkt Algorithmen zum Einsatz. Letztere sind in der Lage, riesige Mengen an Daten schnell durchzuarbeiten.

 

Genau hier setzten die Aussagen der Untersuchung an. Aber: In den kommenden Jahren wird sich der Beruf des Anwalts in jedem Fall verändern. Ein Grund ist die zunehmende Zahl der Dienstleister, welche im Internet:

 

-      Verträge

-      Testamente

 

ausfertigen. Einfache Sachverhalte lassen sich so darstellen, ohne auch nur einmal eine Kanzlei betreten zu müssen.

 

Weg vom Standard – hin zu mehr Individualität

Besonders in Bereichen, wo standardisierte Sachverhalte zu klären sind, werden Algorithmen in Zukunft Juristen wahrscheinlich den Rang ablaufen. Bedeutet: Anwälte werden in Zukunft stärker auf individuelle Beratung und persönlicheMandantenbeziehungen Wert legen müssen.Digitalisierung kann auch eine Chance sein. Letztlich bringt sie neue Tätigkeitsbereich mit, in denen Anwälte Fuß fassen können.

 

2. Finanzmakler - auch in Zeiten der Digitalisierung benötigt?

Bald werden Anlageentscheidungen automatisiert getroffen. Was lange reine Fiktion war, ist heute mitunter schon Realität. Der computergesteuerte Handel mit Wertpapieren setzt Börsen- und Finanzmakler unter Druck. Und mit dem Robo-Advisor lassen sich einfache Anlagestrategie umsetzen – ohne die Kosten eines aktiven Managements stemmen zu müssen.

 

Steht der Beruf des Finanzmaklers damit vor dem Aus? Schließlich gewinnen auch Kreditvergleiche im Internet immer weiter an Bedeutung. Und viele Verbraucher informieren sich online über neue Entwicklungen und Produkte – auch in Verbindung mit Versicherungen.

 

Prinzipiell konkurrieren Finanzmakler bei:

 

 

schon seit einigen Jahren mit dem Internet. Und haben einige Zielgruppen verloren. Komplett wird der Beruf auch in den kommenden Jahren nicht aussterben. Gerade dort, wo komplexe Sachverhalte zu berücksichtigen sind, werden Finanzmakler ihren Vorsprung vorerst behalten. Im Kreditbereich könnten sich zudem weitere Vorteile ausspielen:

 

-      Besonders schnelle Kreditgewährung (durch entsprechende Kontakte)

-      Beratung (in besonderen Situationen)

-      Kombination von digitalen Mitteln und persönlicher Note

 

Wichtig wird in Zukunft sein, näher an Kunden heranzurücken und sie persönlich abzuholen. Wer diese Tricks beherrscht, kann zu den Profiteuren der Entwicklung gehören.

 

3. Lehrer - neue Möglichkeiten dank Digitalisierung

In der Schule kann ich nichts lernen, was nicht auch online zu finden ist. Das Internet ist eine riesige Datenbank, gefüllt mit menschlichem Wissen. Das Lehrer in den kommenden Jahren keine Rolle mehr spielen, davon ist nicht auszugehen. Pädagogik kann nicht einfach auf stupides „Pauken“ und Addieren oder Subtrahieren zusammengekürzt werden.

 

Lehrerin unterrichtet

 

Die Schule ist auch ein Ort der Begegnung, Schüler erfahren:

 

 

Und genau hier bekommt der Beruf des Lehrers eine Komponente, welche über den reinen Lernstoff hinausgeht. Aber: Lehrer werden in Zukunft sehr viel stärker mit den Facetten der Digitalisierung konfrontiert.

 

Sei es durch Veränderungen bei den Lehrmaterialien. Oder der Tatsache, dass sich die Lebenswelt und Berufswelt durch Digitalisierung verändert. Bildung – und damit auch die Schule – müssen diesen Entwicklungen letztlich immer Schritt halten. Dies setzt natürlichvoraus, dass auch Lehrer im Umgang mit digitalen Medien fit sind – und mit Online Kursen oder digitalen Tafeln umgehen können.

 

4. IT-Bereich: Es entstehen ganz neue Berufsbilder

In den kommenden Jahren wird Digitalisierung viele etablierte Berufsbilder verändern. Und sie schafft auch neue Berufe, an die vor 20 Jahren oder 30 Jahren niemand gedacht hat. Ein klassisches Beispiel ist der SEO – oder Suchmaschinenoptimierer. Dessen Aufgabe besteht darin, eine Website so anzupassen, dass sie im Ranking der Suchmaschinen weit oben erscheint.

 

Zu den eingesetzten Maßnahmen gehören:

 

 

Unterm Strich handelt es sich hier um einen Beruf, für den es bisher weder eine Ausbildung gibt noch eine allgemeingültig festgelegte Tätigkeitsbeschreibung.

 

Und es gibt einige weitere Berufe, die ohne Digitalisierung gar nicht denkbar wären. Programmierer sind eines der Beispiele. Aber auch

 

  1. Game-Designer
  2. Frontend Entwickler
  3. Netzwerktechniker oder
  4. Mechatroniker

 

wären ohne den zunehmenden Digitalisierungsgrad nicht denkbar. Und genau hier schließt sich der Kreis zwischen den Veränderungen im Berufsleben und neuen Anforderungen an Schule und Lehrer.

 

Heranwachsende, die keinerlei Kompetenz im Umgang mit digitalen Medien entwickeln, fällt der Einstieg in einen entsprechenden Beruf sehr viel schwerer. Letztlich muss die Entwicklung im Beruf Hand und Hand mit der Digitalisierung in der Schule gehen. Und hier können nicht nur die Bildungseinrichtungen und deren Träger gefragt sein. Will die Industrie Azubis mit entsprechenden Fähigkeiten, wird sie sich über kurz oder lang an der Entwicklung des Grundlagenwissens beteiligen müssen.

 

Und mit der zunehmenden Fokussierung auf VR (Virtual Reality) und künstlicher Intelligenz dürften auch in diesen beiden Bereichen wahrscheinlich einige neue Berufe entstehen – an die bis heute kaum jemand denkt.

 

5.Der Kfz-Mechaniker war gestern

Automechaniker – ein Berufsbild, das jeder kennt. Und von dem viele ein sehr traditionelles Bild im Kopf haben. Tief in den Motorraum gebeugt, sind Öl und Benzin das Parfüm der Kfz-Mechaniker. Aber an genau diesem Beruf lässt sich sehr gut erkennen, wie stark Digitalisierung heute verändert.

 

Automechaniker bei der Arbeit

 

Durch die in modernen Fahrzeugen verbaute Sensortechnik und Bordcomputer müssen Kfz-Mechatroniker heute ganz andere Fähigkeiten mitbringen. Mit PC undDiagnosesoftware umgehen ist ein wesentlicher Aspekt der Arbeit in modernen Kfz-Werkstätten. Hinzu kommt, dass viele Autos – und dies betrifft sowohl Pkw als auch Nutzfahrzeuge – mit immer mehr Technik vollgestopft werden.

 

Heute rollen laut KBA auf deutschen Straßen mehr als 60 Millionen Kfz. Und in einigen Autos steckt inzwischen:

 

-      moderne Netzwerktechnik

-      ein GPS-Empfänger

-      Bluetooth oder

-      ein TV-Gerät.

 

Mit dem autonomen Fahren, an dem seit Jahren gearbeitet wird, und Elektromobilität werden die Herausforderungen zunehmen. Gerade selbstfahrende Autos sind auf ein lückenloses Monitoring und die Kommunikation der Fahrzeuge untereinander angewiesen. Sich für den Beruf des Kfz-Mechatroniker zu entscheiden heißt in Zukunft auch, eine steten Lernwillen an den Tag zu legen.

 

Fazit: Digitalisierung verändert den Alltag

Und am Ende sorgt die Digitalisierung auch dafür, dass sich Jobs verändert. Dabei geht es nicht allein um die Tatsache, dass neue Anforderungen hinzukommen und alte Fertigkeiten vielleicht nicht mehr gefragt sind. Die Entwicklung wird eine Richtung einschlagen, in welcher verschiedene Berufsbilder zu Nischen werden. Dass, was heute Schuhmachern oder Kürschnern (Pelzmachern) und Küfern (Fassbauern) droht, könnte in 20 Jahren oder 30 Jahren vielleicht Finanzmaklern drohen. Aber: Auch wenn Berufe in ihrer heutigen Form dann vielleicht nicht mehr so gefragt sind – Digitalisierung bietet Chancen. Wichtig wird für die kommenden Jahre sein, dass die einzelnen Branchen und Berufe diese erkennen. Und das Potenzial am Ende für sich gewinnbringend einzusetzen wissen.

 

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